Blutegeltherapie

Die Blutegeltherapie ist eine sehr alte Heilmethode, was alte Schriften aus Ägypten, China, Japan und Indien beweisen. In Europa breitete sich die Blutegeltherapie etwas später aus. Sie wurde lange Zeit nur zum Aderlass benutzt.
Zu Beginn des 19. Jahrhundert wurde der Einsatz von Blutegeln zu einer wahren medizinischen Modeerscheinung. Dies legte sich 1860 und die Blutegeltherapie wurde nur noch von Naturmedizinern angewandt.
Zwischen den beiden Weltkriegen lebte die Blutegeltherapie durch die Erkenntnisse zur Behandlung von Thrombosen durch Bernhard Aschner wieder auf. Der deutsche Arzt Heinz Bottenberg hat mit seinem Buch „Die Blutegeltherapie“ (1935), die Therapie wieder in der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Nach der Entdeckung von anderen blutverdünnenden und entzündungshemmenden Mitteln sank das Interesse an der Blutegeltherapie enorm.

Heute weiß man, das im Speichel der Blutegel über 60 bioaktive, pharmakologische Substanzen enthalten sind, die unter anderem schmerz- und entzündungslindernde sowie blutgerinnungs- und entzündungshemmende Wirkungen haben. Andere Substanzen ermöglichen eine gute Ausbreitung in das Gewebe. So können sie auch tiefe Schichten der Muskulatur und der Gelenke erreichen.
Daraus ergeben sich viele Anwendungsmöglichkeiten der Therapie.
Heilpraktiker nutzen diese chemiefreie und natürliche Möglichkeit, z.B. bei:

  • Arthrose-Schmerzen,
  • vor allem Kniearthrose, Hand-, Daumengrundgelenkarthrose,
  • Sehnen- und Weichteilschmerze,
  • Chronische Rückenschmerzen,
  • Chronische Beschwerden durch venöse Stauungen (Krampfadern),
  • Schmerzsyndrome durch Gürtelrose,
  • Entzündungen wie Furunkel, Abszess,
  • Gicht, Arthritis und Venenentzündung,
  • Tinnitus und viele mehr.

Nicht eingesetzt werden sollte die Therapie bei Blutarmut, Therapie mit Marcumar (Gerinnungshemmer), Gerinnungsstörungen, schweren Leber- und Nierenerkrankungen, Immunsuppression, in der Schwangerschaft und bei Neigung zu verstärkter Narbenbildung.

Grundbedingungen für eine erfolgreiche Therapie sind eine genaue Anamnese, Aufklärung des Patienten bezüglich seines Verhaltens vor, während und nach der Behandlung sowie über eventuell auftretende Nebenwirkungen.
Der Patient sollte auf leichte Kleidung achten und für den Rest des Tages keine anstrengenden Tätigkeiten durchführen. Am Tag der geplanten Blutegel-Behandlung sollte kein Parfüm und keine Seife auf die zu behandelnde Stelle aufgetragen werden.
Die Therapie findet in einer entspannten Atmosphäre in der Praxis im Liegen bzw. Sitzen statt. Sie dauert in der Regel zwei bis drei Stunden. Je nach Indikation werden zwei bis max. 10 Egel benötigt. Der nahezu schmerzlose Biss (ähnlich dem Stich einer Mücke) wird nur kurz wahrgenommen. Während der Behandlung nimmt jeder Egel, je nach Größe, ca. 15 ml Blut auf und fällt dann von selbst ab. Die Wunde blutet anschließend ca. 12 – 24 Stunden nach, was auch gewünscht und Teil der Therapie ist und somit einem sanften Aderlass gleich kommt. Anschließend wird ein dicker aber lockerer Verband angelegt und der Patient kann die Praxis verlassen. Je nach Indikation kann die Behandlung nach einigen Wochen wiederholt werden. Die Blutegel-Therapie ist in der Regel sehr gut verträglich. Oft kommt es aber ein bis drei Tage nach der Behandlung an der örtlichen Bissstellen zu Juckreiz. Dieser Juckreiz spricht gut auf Kühlung an und ist ein Zeichen der Heilung.